Lennestadt Borchen Arfeld

Vogelkartierung und ASP Lennestadt
Umfangreiche Feldstudien und Vogelbeobachtungen im Gelände wurden in den Jahren 2017 und 2018 auch im Rahmen eines Gutachtens zur sachlichen Teilflächennutzungsplanung Windkraft der Gemeinde Lennestadt, NRW, von Prof. Kraft und studentischen Mitarbeitern durchgeführt. In Lennestadt war praktisch das ganze Gemeindegebiet von Tabuflächen um Brutreviere von Rotmilan, Schwarzmilan, Wespenbussard und Baumfalke überzogen, zudem nutzten stationäre Schwarzstörche in erheblichem Maße Luftraum im Gemeindegebiet. Highlights bei der Erfassung von Zug- und Rastvögeln waren Schwarzstörche, Wespenbussarde, Rohrweihen, Fischadler, Goldregenpfeifer und Baumpieper und rastend Kiebitze, u.a. ein Trupps von 18 und 16 Indiv., Braun-und Schwarzkehlchen, Baum- und Brachpieper, Raubwürger sowie Steinschmätzer, wobei die Melbecker Hochfläche besonders ergiebig war.
Havarie Borchen-Etteln, 08.03.2018
Unmittelbar am 10.03.2018, zwei Tage nach der Havarie einer Enercon E-115 in Borchen-Etteln (NRW) südlich von Paderborn fuhr Dr. Matusch zur Absturzstelle der völlig zerfaserten und zersplitterten Rotorblätter und sicherte – neben Fotodokumentation und Recherchen beim Personal vor Ort - Probenmaterial zur werkstoffkundlichen und toxikologischen Analytik. Bei der Montage war vergessen worden, einen Verriegelungsbolzen zu setzen, und die Bremsen waren noch nicht funktionsfähig, so dass der fertig montierte Rotor bei aufkommendem Wind überschnell drehte. Glasfasersplitter wurden bis in 800 m Umkreis verstreut. Letzteres Detail war in der Berichterstattung zu diesem Vorfall bislang nicht zur Sprache gekommen und unterstreicht den Wert von Vorort-Recherchen. Das aufgefundene Trümmerteil gab über die Konstruktion Aufschluss: Die Flügel sind von innen mit Stahlseilen verspannt. Die Verankerungspunkte wirkten hier klar als Sollbruchstellen. Das Stahlseil ist schlicht mit Schraubmuttern und Unterlegscheiben an den in diesem Bereich gedoppelten Glasfaser-Polyurethanmantel befestigt. Es sind viel mehr Löcher eingearbeitet als gebraucht werden. Die Konvexität (Sog = Leeseite) des Flügelprofils ist mit Balsaholzwürfeln unterfüttert, welche auf Kunststoffnetze geklebt sind. Heizdrähte zur Enteisung waren keine vorhanden. Dies geschieht bei diesem Modell über das Einblasen warmer Luft ins Flügelinnere.
Es war eindruckvoll, wie sich das GFK-Material in immer kleinere Splitter zerlegte und beim Zerbrechen eine ganze Wolke kleinster Splitter herausflog. Hier wurde ein 800 m-Umkreis um die WKA mit Myriaden feinster Glasfasersplitter übersäht und 60 Landwirte können ihre Viehweiden nicht benutzen. Geschieht so etwas in unwegsamer Waldgegend mit undurchdringlichen Dickichten wie am Rothlauf ist eine Reinigung noch viel schwieriger als im Offenland und man wird über Jahrhunderte das dortige Wild nicht zum Verzehr freigeben können. Möchte man ein Überwechseln glasfaserverseuchten Wildes in die Nachbarbereiche verhindern, bleibt eigentlich nur eine massive Metallgitterumzäunung des 2 km² messenden Gefahrbereichs. Feine Glasfasersplitter sind im Röntgen und sonstigen zerstörungsfreien Verfahren nicht zu erkennen, deswegen ist eine komplette Überprüfung ganzer Rehe und Wildschweine im Rahmen der Fleischbeschau derzeit nicht möglich. Man müsste sie in 100 µm oder dünnere Scheiben schneiden und vollständig durchmikroskopieren.
Kalteiche (Gemeinde Wilnsdorf)
Pressestatement M. Kraft 16.03.2017 Rotmilan von Windrad an der Kalteiche erschlagen
Vogelkartierug in Berleburg-Arfeld
Ein weiteres Projekt von MIO e. V. innerhalb NRWs befasste sich mit der Vogelkartierung in Berleburg-Arfeld im Prüfbereich um mögliche Anlagenstandorte. Nördlich von Arfeld und östlich der Kernstadt Bad Berleburg ist die Konzentrationszone „Ohrenbach-Prenzenberger Kopf“ für Windenergienutzung geplant. Der entsprechende sachliche Teilflächennutzungsplan befindet sich offenbar im Stadium nach der ersten Offenlage im Jahre 2016.
Da er damit hinlängliche Planreife (§ 33 BauGB analog) erlangt hat, konnte die Stadt auf diesen FNP gestützt dem Landkreis als Genehmigungsbehörde ihr Einvernehmen nach § 36 BaGB zur Baugenehmigung versagen.
In diesem FNP hat sich die Stadt „…den Artenschutz zum städtebaulichen Konzept gemacht…“ (vgl. Kapitel 2.8 der Begründung) und zudem eine gestaffelte Höhenbeschränkung für WEA getroffen: In bestimmten Teilbereichen der Konzentrationszonen auf 155 m Gesamthöhe, in den restlichen Teilbereichen keine - so leider auch gegenständlich.
Dieses Beispiel unterstreicht die Vielseitigkeit der Planerischen Instrumente, welche Kommunen zur Verfügung stehen. Mit der Ausgestaltung von Rechtsverhältnissen ist es wie beim Essen. Man kann Allerweltstandard haben oder etwas à la carte zusammenstellen. Das, was an Mustertexten für Verträge, Satzungen, Pläne etc. frei verfügbar zirkuliert, enthält diesseitiger Erfahrung nach nahezu regelmäßig „unverdauliche“ Bestandteile, ja mitunter regelrechte Sollbruchstellen. Insofern haben sich maßgeblich Beteiligte in Berleburg augenscheinlich ein gewisses Maß der haute cuisine angeeignet bzw. sich entsprechenden mâitres cuisiniers anvertraut.
Im betroffenen Waldgebiet brüten Schwarzstorch, Wespenbussard, Rotmilan, Wanderflake, Uhu, Raufußkauz, Waldschnepfe, Hohltaube, einige Paare Sperlingskäuze, Heidelerche, Raubwürger, Neuntöter und Wiesenpieper. Um nur einige Beispiele zu vermitteln, konnten etwa am 23.06.2017 zwischen 13.00 Uhr und 17.00 Uhr M. Kraft und zwei Mitwirkende bei Arfeld und Schwarzenau u.a. folgende Vögel beobachten: 1 ad. m. WESPENBUSSARD, 6 Mäusebussarde, 1 w. Sperber, 1 BAUMFALKE, 6 Turmfalken, 2 Hohltauben, 1 Schwarzspecht, 1 Kolkraben, 7 BP NEUNTÖTER, 5 Misteldrosseln, 4 Singdrosseln, 5 singende Baumpieper und 3 WIESENPIEPER (am Heller). In den Wäldern zahlreich Rotkehlchen, Amsel, Sommer- und Wintergoldhähnchen, Tannenmeise, Zaunkönig, Heckenbraunelle, Buchfink und Fichtenkreuzschnabel.
Am 24.05.2019 wurde am Hof Ohrenbach bei Arfeld 1 das Arfetal abwärts fliegender weiblicher Wespenbussard registriert und am Hof je 1 Brutpaar Garten- und Hausrotschwanz, sowie Rauch- und Mehlschwalbe und das im Wald.
Noch am 05.07.2020 flog ein Schwarzstorch über J. Schmidt hinweg die Eder entlang, als er aus Richtung Süden von Richstein nach Arfeld fuhr.
Neben dem Zentralbereich der Eifel, dem Einzugsgebiet der oberen Fulda (u.a. südöstlicher Vogelsberg und westliche Rhön), dem Frankenwald und der Nordflanke des Erzgebirges gehören die Einzugsgebiete der oberen Eder und der oberen Ruhr (u.a. Wittgensteiner Land, Hochsauerland, Arnsberger Wald) zu den 5 wesentlichen Schwerpunktverbreitungsgebieten des Schwarzstorchs in Deutschland.
Harte und weiche Tabukriterien für ihre Flächennutzungsplanung hat die Stadt Berleburg in Begleitkarten 3 und 4 zum FNP ausgewiesen. Schmunzeln bereitet hier ein planzeichnerisch gemeinsames Schwarzstorch- und Rotmilanrevier, welches mit dem Mittelpunkt gerade einmal 150 m von der Nordgrenze der „Konzentrationszone“ entfernt eingetragen ist. Die gesamte „Konzentrationszone“ liegt so innerhalb der 1,2 km Abstand. Die Taburadien für Rotmilan und Schwarzstorch nach Helgoländer Papier 2015 betragen bekanntlich 1,5 km und 3 km. Man verbietet die Windkraftnutzung hier nicht grundsätzlich. Es müssen nur frei schlagende Maschinenteile vergittert, Vertikalläufer verwendet bzw. sonst bauliche Vorkehrungen gegen Vogel- Fledermaus- und Insektenschlag getroffen werden.
Bekanntlich war Prinzessin Benedikte von Dänemark, Schwester von Königin Margarethe und stellvertretendes Staatsoberhaupt, mit dem 2017 verstorbenen Fürsten Richard zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg verheiratet und hielt sich das halbe Jahr über im Schloss Berleburg auf.
Insofern ist es eine besondere Ironie der Geschichte, dass die drei einzigen Windräder im Gebiet der Stadt Berleburg nicht vom dänischen Weltmarktführer Vestas sondern vom Ostfriesen Enercon stammen.
Mit Blick auf die Unfallstatistik könnte man Vestas eher als Ölfackeln und Enercons eher als Faserschleudern bezeichnen; bei der Eigenschaft als Vogelquirle geben sie sich nichts.
Als Projektierer für o.g. „Konzentrationszone“ war offenbar Krug-Energie als erstes auf den Plan getreten, die Flächeneigentümer sind hier aktuell unbekannt. Dem Fürstenhaus jedenfalls gehören neben dem Schloss ca. 130 km² Wald um Berleburg. Großvater Albrecht hatte sie nicht an seinen Sohn Richard, sondern an seinen Enkel Gustav vererbt. In dessen nicht adeliger Liaison mit Carina sah das Amtsgericht Berleburg keinen, Cousin Ludwig-Ferdinand jedoch einen Anfechtungsgrund und beansprucht das Erbe für sich. Der Erbschaftsstreit sei mittlerweile vor dem OLG Hamm anhängig. Während Gustav offenbar seine Abneigung gegen Windräder auf fürstlichem Grund zu erkennen gab, tat sich der in Laasphe ansässige Ludwig-Ferdinand schon als Windkraftunternehmer durch Bespargelung von Familieneigentum – natürlich mit Vestas – hervor und hatte vorübergehend auch ein Auge auf gegenständliche Fläche geworfen. Vgl. multiple Berichterstattung in der „Westfalenpost“ z.B.
Ob die Schwarzstörche wissen, in was für illustrer Gesellschaft sie sich hier befinden?
Vogel-Monitoring im Industrie- und Wohngebiet Erndtebrück-Schameder
Am 13.04.2020 waren im Industriegebiet Erndtebrück-Schameder und angrenzende Weide (L. Kirschniok):
1 Rotmilan, 2 Mäusebussarde, 2 Turmfalken (Photo), 3 Ringeltauben, 2 Elstern, 2 Rabenkrähen, 1 Fitis, 2 Amseln, 8 Wacholderdrosseln, 2 Hausrotschwänze, 1 Bachstelze.
Am 08.04. ebd. : 1 Rotmilan, 1 Turmfalke, 4 Elstern, 3 Rabenkrähen, 1 Singdrossel, 1 Hausrotschwanz, 1 Goldammer
Und benachbarter Hausgarten: 3 Elstern, 2 Blaumeisen, 1 Fitis, 2 Amseln, 1 Zaunkönig, 12 Haussperlinge 9 Buchfinken
Am 06.04.2020 ebd.: 3 Rotmilane, 1 Mäusebussard, 4 Turmfalken3 Rabenkrähen, 2 Hausrotschwänze, 3 Bachstelzen, 1 Bluthänfling
Vogelkartierung im Bereich Attendorn - Hellerfeld - Hagen
29.06.2016
Gestern waren wir sowohl im schönen Repetal bei Attendorn (Bild links) wie auch im Röhrtal bei Altenhellefeld ornithologisch unterwegs, um weitere Argumente gegen die vielen dort im Hochsauerlandkreis geplanten Windräder zu sammeln. Zu den Highlights zählten eine ad. Schwarzkopfmöwe am Biggesee sowie Schwarzstorch, Wespenbussard, Rotmilan und Heidelerche bei Sundern, Altenhellefeld, Hellefeld, Grevenstein, Eslohe, Elspe und Finnentrop.

04.04.2016
Blick auf das Repetal bei Attendorn (Bild oben) und Besuch im malerischen Romantikhotel "Platte" in Niederhelden. Über den Bergkämmen und Tälern kreisten Schwarzstörche, Rot- und Schwarzmilane sowie viele Mäusebussarde. Überall sangen u.a. Misteldrosseln, Rotkehlchen und Heckenbraunellen. Am nahe gelegenen Biggesee konnten wir Gänsesäger, einen STERNTAUCHER und Fischadler bewundern.
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